Mehrwertsteuersenkung

Warum senken wir nicht zum 1.7.2020 unsere Buchpreise?
Die geplante Mehrwertsteuersenkung soll in Deutschland den Konsum nach dem Corona bedingten Lockdown ankurbeln. Für den Endkunden verbilligen sich die Endpreise, da statt 19 bzw. ermäßigt 7{7533244fa733e23f61e3628f5dea1da88aeb4e495ec2af5c004fa814c0575887} nur noch 16 bzw. ermäßigt 5{7533244fa733e23f61e3628f5dea1da88aeb4e495ec2af5c004fa814c0575887} auf die Nettopreise aufgeschlagen werden. Bleiben die Preise aber gleich, kommt das einer Preiserhöhung um 3 bzw. 2{7533244fa733e23f61e3628f5dea1da88aeb4e495ec2af5c004fa814c0575887} gleich.
Wir haben uns entschlossen, die Mehrwertsteuersenkung nicht an unsere Kunden weiterzugeben.
Das hat einige sehr handfeste Gründe.
In Deutschland haben wir eine Buchpreisbindung. Bei diesem festen Preis, der überall in Deutschland gleichermaßen gilt, egal ob das Buch über den Discounter, den Verlag, den Buchladen oder den Online-Shop verkauft werden soll, handelt es sich nach $5 Abs. 1 Buchpreisgesetz um einen Preis einschließlich Umsatzsteuer. Buchpreise sind also Endpreise.
Würden wir den Preis anpassen wollen, was pro Buch bei unseren Buchpreisen ca. 22 Cent sind, müssen wir den Preis über das Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) die Senkung 14 Tage vor Inkrafttreten ankündigen. Das ist zeitlich sogar noch schaffbar.
Aber für uns entscheidend ist, dass bei einer Preissenkung nach der buchhändlerischen Verkehrsordnung der Handel ein Recht auf Remission erhält. Und das bedeutet, dass wir Gefahr laufen, dass nicht nur alle noch auf Lager liegenden Bücher zu uns zurückkommen, sondern auch dass diese Bücher über Nacht als nicht mehr lieferbar gelten. Das wir nebenbei noch dem Buchhandel für alle auf Lager liegenden Bücher und in der Vergangenheit bereits bezahlten Rechnungen eine Differenzgutschrift erteilen müssen, sei dabei nur am Rande erwähnt.
Selbstverständlich müssten wir kurz vor Ablauf des gesenkten Mehrwertsteuerzeitraumes den ganzen Prozess erneut durchspielen: Spätestens 14 Tage vor dem 31.12.2020 die Preisanpassung (dieses Mal eine Preiserhöhung) ankündigen und erneut damit rechnen, dass unsere Bücher aus den Bestellsystemen verschwinden.
Ganz eindeutig: Das ist es nicht wert. Als Kleinverlag müssen wir eh permanent darum kämpfen, dass unsere Bücher sichtbar sind. Wir werden daher keine Schritte unternehmen, diese Sichtbarkeit von unserer Seite aus zu reduzieren.