Unser Buch „Noémis Lied“ ist zur bitteren Realität geworden

Ein düsteres Kapitel in der Geschichte der Menschheit hat begonnen, als die Taliban 2021 erneut die Kontrolle über Afghanistan erlangten und ihre harte Auslegung des Islam mit aller Macht durchsetzten. In einer erschreckenden Parallele zur Handlung des dystopischen Romans „Noemis Lied“ von A.G. Piel, ist die einstige Fiktion nun traurige Realität geworden: Musik wurde in der Öffentlichkeit verboten.

In „Noemis Lied“ ist Musik nicht nur in der Öffentlichkeit sondern auch im Privaten verboten, im Fernsehen, im Radio, überall – denn die Ausübung ist wegen besonderer im Buch geschilderter Umstände lebensgefährlich. Die post-anarchische Gesellschaft dort setzt das auch brutal durch. Doch die Musik in den Köpfen der Menschen können die Behörden nicht auslöschen, dort leben alle Melodien weiter. Ein ungleiches Paar, die nicht-sprechende Noémi und der junge Musiker Anton sind es, die die Leser im Buch begleiten können, wie sie allen Widrigkeiten zum Trotz ihre trostlose Welt mit Hilfe eines Liedes verbessern.

Am Wochenende indes erreichte die Tragödie in Afghanistan einen neuen Höhepunkt, als die Taliban eine große Anzahl von Musikinstrumenten auf einem Scheiterhaufen verbrannten, um das Spielen von von ihnen geächteter Musik zu verhindern. Der Leiter der örtlichen Zweigstelle des „Ministeriums für die Förderung der Tugend und die Verhütung des Lasters“ rechtfertigte die brutale Aktion mit der Behauptung, dass die Förderung von Musik zu moralischer Verdorbenheit führe und das Spielen von Musik die Jugend auf Abwege bringe. Es war ein trauriger Anblick, zu sehen, wie Instrumente und Ausrüstung im Wert von mehreren hundert Euro in Flammen aufgingen – viele von ihnen zuvor aus Hochzeitssälen konfisziert.

Das Musikverbot hat verheerende Auswirkungen auf die afghanische Kultur und Gesellschaft. Musik spielte eine wichtige Rolle im Leben der Menschen, und viele afghanische Künstler und Musiker waren stolz auf ihre kulturelle Identität. Doch mit dem Verbot haben zahlreiche Künstler das Land verlassen.

Die Auswirkungen sind nicht nur kultureller Natur. Das Verbot der Musik hat auch schwerwiegende soziale und psychologische Folgen für die Menschen in Afghanistan. Musik ist ein Ausdruck der Emotionen, der Freude und der Trauer – ein Mittel, um Trost zu finden und die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen. Nun sind die Menschen in einem Zustand der Stille gefangen, ohne die Möglichkeit, ihre Gefühle durch Musik auszudrücken oder sich in ihr zu verlieren.

Die traurige Realität in Afghanistan ist ein alarmierender Weckruf für die internationale Gemeinschaft. Wir müssen unsere Stimmen erheben, um auf diese Unterdrückung aufmerksam zu machen und die Menschenrechte zu verteidigen. Die Kunst und die Musik sind unverzichtbare Elemente einer jeden Kultur und Gesellschaft, die genährt und geschützt werden müssen. Wir können nur hoffen, das das Land eine genauso gute Entwicklung nimmt, wie unser Buch „Noémis Lied“. Wer jetzt neugierig ist, wie es ausgeht, sollte sich das sehr spannend geschriebene Buch unbedingt zu Gemüte führen.