Bereits seit dem Buch Herr I. von Angelika Pauly wissen wir, wie vortrefflich unsere Autorin das Genre der Phantastischen Literatur beherrscht. Mit ihrem Julius ist ihr ein weiteres Meisterwerk auf diesem Gebiet gelungen.
Wieder ist es ein unfreiwilliger Held, der die abstrusesten Abenteuer in verschiedenen Dimensionen sucht, doch diesmal ist es kein kleiner Büroangestellter, wie Herr I., sondern ein Wissenschaftler, ein Physikgenie, das den Problemen dieser Welt auf den Grund gehen möchte aber dabei die Realität buchstäblich auf den Kopf stellt.
In diesem Buch, mit dem die gleichnamige Buchreihe beginnt, lernen wir Julius kennen. Julius ist ein ungewöhnlich verspielter um die Ecke denkender Physiker der allerlei wunderliche Abenteuer in der Welt der Physik erlebt. Nicht selten wird dabei das Labor mit seinen perfekten Apparaturen verlassen und auch in den Alltag der Menschen kunterbuntes Durcheinander getragen. Angelika Pauly hat physikalische Gedankenspielereien konsequent zu Ende gedacht. Was wäre wenn…?
Zeit und Raum sind ganz zentrale Themen. Denn den Raum kann man krümmen und falten, die Zeit ist auch nur eine vierte Dimension des Raumes. So anschaulich und anfassbar wurden diese physikalischen Behauptungen für den Normalbürger bisher noch nie. Julius macht es möglich in 28 verrückten Experimenten. Ihm gelingt, was zuvor nie wahr wurde, und vermutlich nie mehr danach.
Der Leser begleitet Julius auf seiner Reise durch das Weltall, bewundert seine sensationellen Ideen, mit denen er unter anderem Zeitmaschine und Perpetuum mobile erfindet oder den Wortesauger, der einem zum Sprechen gewillten Menschen die Worte vom Mund absaugt und im Müllbeutel entsorgt. Manche Experimente gehen schief, wie der Versuch, die Fallgeschwindigkeit eines Apfels im Fahrstuhl zu errechnen oder durch Einfrieren in einer Eismaschine „Teil des Raumes“ zu werden, andere wieder gelingen, wie die Aufhebung der Schwerkraft oder die Isolierung der Zeit. Julius, das „Spielkind“ ist nicht nur ein Physik- sondern auch ein Mathematikgenie, wird aber leider, wie alle Genies nicht ganz ernst genommen, zumindest nicht von seinem Freund Bert, mit dem er sich wortgewandt die köstlichsten Dialoge liefert – während der Journalist, vor allem auf der Suche nach der Jahrhunderstory, immer wieder in Julius‘ Labor vorbei sieht, Julius‘ gedankliche Höhenflüge zu verstehen versucht oder nur stirnrunzelnd eine Apparatur bedient.
Es bedarf schon einer außergewöhnlichen Phantasie, diesen Julius zu erfinden und mit ihm eine Gedankenwelt aufzubauen, die auch ein bewundernswert großes Wissen der Autorin von Physik voraussetzt. Die Abenteuer sind zwar obskur, der Sprachfluss von Angelika Pauly aber ist klar und macht alles auch für Laien verständlich. In unserer nüchternen Welt kann ein Ausflug in die Welt des Unwahrscheinlichen allen, die gerne lesen nur empfohlen werden. Auf jeden Fall ist dieses Buch trotz des Settings und der Themen lustig und unterhaltsam. Und die Leser brauchen die Relativitätstheorie nicht vor dem Lesen schon verstanden zu haben, um sich amüsieren zu können.
Drei der Geschichten aus diesem Buch haben sogar Literaturpreise gewonnen: „Wir sind Gott“ ist Preiträger beim Literaturwettbewerb „Die Literatouren 2007-2008 Kosmopolitania SaarLorLux II“ der Literatur-Zeitschrift „Die Brücke“ (Forum für antirassistische Politik und Kultur) im Sepetmber 2008, „Das Naturgen“ ist Preisträger beim Literaturwettbewerb „Kosmopolitania SaarLorLux“ der Zeitschrift „Die Brücke“ im Juli 2006 und „JULIUS Abgeschaltet“ hat am 29. September 2014 sogar den 5. Platz beim Kurzgeschichtenwettbewerb 2014 „Durch Zeit und Raum“ der Freien Redaktion „XUN“ erreicht.
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Julius zwischen den Welten13,00 €
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