Nochmal die Erinnerung an das morgige und übermorgige Konzert des Kammerchors Hannover gemeinsam mit unserem Autor Florin Müller zu einem Abend mit Musik, Lesung und bildender Kunst. Es beginnt um 18 Uhr in der Neustädter Hof- und Stadtkirche, der Eintritt ist frei. Die Aufführung am Sonntag findet um 16 Uhr um Kloster Mariensee statt.

Worte des Lebens – das sind Florin Müllers Gedichte und Prosatexte in der Tat. In Rumänien in extreme Armut hineingeboren, verbrachte der heute 27-Jährige seine ersten vier Lebensjahre in einem Waisenhaus. Nachdem das stark unterernährte und offensichtlich vernachlässigte Kind nach Deutschland adoptiert worden war, stellte sich heraus: Florin ist Autist, ist schwer traumatisiert und kann nicht sprechen. Lange Zeit glaubten seine Mitmenschen deshalb, dass in ihm kaum intellektuelles Leben sei, bis er einen Weg fand, sein reiches, tiefgründiges Innenleben zu offenbaren.

Seit einigen Jahren schreibt Florin, dem es aufgrund seiner Behinderung schwerfällt, seine Muskelbewegungen zu steuern, mithilfe der gestützten Kommunikation Lyrik und Prosa, die in ihrer Klarheit zutiefst berühren. Seine Sprache zeichnet sich durch eine ihm eigene Stilistik aus und offenbart seine gut strukturierte Gedankenwelt.

Weil der Kammerchor Hannover der festen Überzeugung ist, dass Florin Müller der Welt etwas Wesentliches zu sagen hat, begleitet er ihn nun ein Stück weit auf seinem besonderen Weg. Die Sprache eines Chores ist naturgemäß die Musik, deshalb haben die Sänger*innen den Münchner Komponisten David Reichelt damit beauftragt, einige von Florins Gedichten für dieses Projekt zu vertonen. Die Auswahl der zu vertonenden Texte hat Florin selbst getroffen.

Der Autor wird bei den Konzerten anwesend sein und – abhängig von seinem Befinden am Konzerttag – voraussichtlich computergestützt auch Rückfragen aus dem Publikum beantworten können. Für die Lesung der Prosatexte leiht ihm seine Therapeutin und Kommunikationsstütze Hannelore Kloth ihre Stimme, als Sprecher für die Gedichte konnte der Schauspieler Wolfgang Scheiner gewonnen werden.

Während Florins Texte vorgetragen werden – ergänzt um David Reichelts Vertonungen sowie weitere inhaltlich passende Chorstücke – werden Fotos und Zeichnungen von ihm auf eine Leinwand projiziert. Auf diese Weise wird das Event zu einem Abend, der alle Sinne berührt und unseren Blick auf Menschen, die – warum auch immer – anders sind oder zu sein scheinen, nachhaltig verändern kann.